Gemeinsame Pressemitteilung mit Burda
Am Standort von Hubert Burda Media, Hubert-Burda-Platz 1, baut die Wärmeversorgung Offenburg (WVO) aktuell ein neues Wärmepumpenkraftwerk. Hierfür nutzt die Wärmeversorgung Offenburg das ehemalige Farbtanklager der stillgelegten Druckerei von Burda Druck. Seit Baubeginn im Dezember 2023 sind bis heute Arbeiten am Rohbau umgesetzt, so dass nun als erster Meilenstein die Anlieferung von fünf Pufferspeichern für Warmwasser mit je 100 Kubikmetern Füllmenge ansteht. Mit 16 Metern Länge, einem Durchmesser von 3,3 Metern und einem Einzelgewicht von etwa 16 Tonnen werden sie mit einem Schwerlastkran in das Gebäude eingebracht, so dass sie dort auf dem Boden liegend ihre Endposition erreichen.
Noah Faller, Projekt- und Bauleiter der Wärmeversorgung Offenburg, erklärt die ansonsten ungewöhnliche Position für Pufferspeicher, die sich normalerweise aufrechtstehend oberhalb des Erdreichs befinden: „Die Verlegung in das Erdreich hinein, wie wir es hier am ehemaligen Farbtanklager von BurdaDruck umsetzen, ist unüblich. Infolge der örtlichen Gegebenheiten sind wir auf eine sehr kompakte Bauweise angewiesen. Das bedeutet, dass wir das Wärmepumpenkraftwerk in die bestehenden Höhenunterschiede des Geländes einarbeiten. Die vollständige Anlage ist künftig von außen kaum mehr sichtbar, da das Gelände um das Wärmepumpenkraftwerk herum angeglichen wird. Ist das Gebäudedach geschlossen, erhält es eine Dachbegrünung, so dass für den Betrachter nur noch die Stellfläche der Rückkühler erkennbar ist. Die Wiederverwertung der Baustoffe ist bei diesem Bauvorhaben geradezu vorbildlich, da der vorhandene Sand und die vorhandene Erde wieder zur Abdeckung des Wärmepumpenkraftwerks genutzt werden.“
Christian Linz, Projektleiter der Wärmeversorgung Offenburg: „Ab November 2024 können wir mit unserem Wärmepumpenkraftwerk, das eine Wärmeleistung von etwa 4.000 kW hat, rund 1.000 Offenburger Bürgerinnen und Bürger mit regenerativer Wärme versorgen. Als Wärmequelle dient Grundwasser, dem ganzjährig Energie entzogen werden kann und damit zusätzlich der Gewässer¬erwärmung entgegenwirkt. Die Nachfrage nach Fernwärme ist nach wie vor hoch - insbesondere vor dem Hintergrund des neuen Gebäudeenergiegesetzes (GEG), das zum ersten Januar 2024 in Kraft ist. Mit Anschluss an die Fernwärme ist die Anforderung an das GEG erfüllt. Mit dem Wärmepumpenkraftwerk entsteht zusätzlich ein Kältenetz, das die Gebäude von Burda und des Landratsamts versorgt. Die Anlage nutzt die bestehende Brunnenanlage der ehemaligen Druckerei für die Grundwasserwärmepumpen. Die neue Anlage versorgt Hubert Burda Media im Sommer mit Kälte.“
Für Martin Wenz, Geschäftsführer der Wärmeversorgung Offenburg, stellt das Wärmepumpenkraftwerk das „regenerative Herz der Wärmeversorgung dar“, denn: „Zukünftig betreiben wir hier in zentraler Lage des Fernwärmenetzes das Wärmepumpenkraftwerk, mit dem Umweltwärme in Heiz- und Kühlenergie umgewandelt werden kann, mit CO2-freiem Strom der Windenergieanlage von der Hornisgrinde - was uns sehr freut. Gemeinsam mit dem 2025 in Betrieb gehenden neuen Blockheizkraftwerk im Kreuzschlag bildet das Wärmepumpenkraftwerk eine sogenannte ‚innovative Kraft-Wärme-Kopplungsanlage‘, die vom Bund mit über 40 Millionen Euro gefördert wird.“
Norbert Lehmann, Director Real Estate bei der BurdaServices GmbH in Offenburg: „Wir freuen uns sehr, dass wir durch die Kooperation mit der WVO zum einen das ehemalige Farbtanklager unseres stillgelegten Druckwerks sinnvoll nutzen und für den Einbau eines neuen Wärmepumpen-kraftwerks zur Verfügung stellen können. Zum anderen wird damit auch die Wärme- und Kälteversorgung unserer Burda-Gebäude langfristig gesichert und wir können insgesamt zur Optimierung des Fernwärmenetzes der Stadt beitragen.“
Bernhard Palm, Vorstand E-Werk Mittelbaden, veranschaulicht die Entwicklungen auf dem Energiesektor: „Ein flächendeckendes intelligentes Energiesystem kann ohne die Kopplung einzelner Sektoren, wie wir sie hier bei der Wärmeversorgung Offenburg erleben, nicht funktionieren. Das E-Werk Mittelbaden ist in den Sektoren ‚regenerative Energieerzeugung‘ und ‚Mobilitäts- und Wärmewende‘ seit mehr als zehn Jahren aktiv. Wir verbinden so die Energiesysteme ‚Strom‘, ‚Wärme‘, ‚Verkehr‘ und ‚Industrie‘ miteinander und schaffen gleichzeitig die Voraussetzungen, unsere Stromnetze in Spitzenbelastungszeiten zu stabilisieren und mit Stromüberschüssen gleichzeitig regenerative Wärme zu erzeugen.“
Oberbürgermeister Marco Steffens freut sich über den Ausbau des Fernwärmenetzes in Offenburg und erinnert daran, dass die Wärmeversorgung schon bisher an der Hauptstraße Wärme von Burda bezog: „Wir setzen hier eine bewährte Partnerschaft mit dem Burda-Konzern fort. Gleichzeitig erhöht diese Anlage unseren regenerativen Energieanteil im Fernwärmenetz. Das ist ein wichtiger Schritt, um Offenburg ein weiteres Stück unabhängig von fossilen Brennstoffen zu machen und für Bürgerinnen und Bürger Versorgungssicherheit zu schaffen.“
Hintergrundinfo: Was ist Innovative Kraft-Wärme-Kopplung (IKWK)?
Hierbei handelt es sich um Kraft-Wärme-Kopplungs-Systeme, die innovative Technologien zur Erzeugung von Strom und Wärme einsetzen. Mittles eines Motors oder einer Turbine wird so Strom erzeugt. Die dabei entstehende Abwärme kann entweder für die Beheizung von Gebäuden oder zur Nutzung von Warmwasser verwendet werden. Ein großer Vorteil von IKWK-Systemen besteht darin, dass sie individuell auf Schwankungen im Stromnetz reagieren. Sind beispielsweise die verfügbaren Strommengen zu gering, kann der durch IKWK-Systeme produzierte Strom zur Netzstabilisierung eingespeist werden. Ist die vorhandene Strommenge zu hoch, lassen sich die elektrischen Wärmeerzeuger anschalten und der Strom wird zur Wärmeproduktion eingesetzt. Diese Vorgehensweise sichert Stabilität im Stromnetz, wodurch die Abregelung von Strom aus Wind- oder PV-Anlagen verhindert werden kann.